Puffins, Lavafelder und Wasser

Wir haben es am Vorabend noch bis an die Ostküste geschafft und dort an einem der schönen Fjorde übernachtet.

Neben Islandpferden sind Puffins oder Papageitaucher beliebte Bewohner der Insel. Wir wollten natürlich auch unbedingt welche sehen. Auch hierzu gab es wieder unterschiedliche Meinungen, wo und ob man überhaupt welche findet. Laut Lonely Planet ist aber immerhin gerade die richtige Saison und in einem etwas abgelegenen Ort an der Ostküste, soll sich wohl eine größere Population befinden. Klingt vielsprechend und so machen wir uns auf den Weg. Was uns dort erwartet übertrifft jedoch alle Erwartungen. Die kleine Halbinsel in Borgarfjörður ist voll mit den kleinen Vögeln.

Nach gefühlt 10.000 Bildern machen wir uns auf Richtung Myvatn. Unterwegs sammeln wir noch einen Radfahrer ein, erleben hautnah, warum der See so heißt wie er heißt und kommen endlich mal wieder zu einem Wasserfall, dem Godafoss. Unser letzter großer Halt bevor wir weiter Richtung Westen ziehen und dort in Blönduós unser Nachtlager aufschlagen.


Fünfter Tag in Island

Wieder einmal stehen wir um 7 Uhr auf und wie jeden Morgen gibt es Porridge mit frischen Früchten. Draußen vor unserem Bus frühstücken ist einfach immer wieder schön. Gut mit ein paar Grad wärmer und Sonne wäre es sicherlich noch besser, aber immerhin kein Regen, das ist für Island mit durchschnittlich 10 Regentagen und max 2h Sonne pro Tag schon ganz ok. Wir hatten ohnehin Glück mit dem Wetter. Denn bisher hat es nicht geregnet. Im Gegenteil, wir haben uns sogar leicht das Gesicht verbrannt, weil … wer nimmt schon Sonnencreme mit nach Island.

Zurück zum eigentlichen Thema. Denn auch am fünften Tag unserer Reise, war wieder so einiges geboten. Von Reyðarfjörður aus fahren wir erst mal Richtung Norden ins Landesinnere, weiter auf der Road 1 bis nach Egilsstaðir, von hier aus nehmen wir die 94 nach Borgarfjörður Eystri. Im Lonely Planet haben wir einen lustigen Tipp für einen Boxenstopp auf dieser Straße gefunden. Ungefähr auf halber Strecke, mitten im Nirgendwo, findet man ein kleines grünes Häuschen in dem sich ein solarbetriebener Getränke- / Snackautomat befindet. Der Automat wurde von einem Einheimischen errichtet. Warum, das weiß wohl keiner so genau. Wer jedoch von einer Hungerattacke angefallen wird oder unbedingt einen kühlen Softdrink benötigt, kann hier anhalten. Oder wer wie wir einfach nur neugierig ist, was es damit auf sich hat. Wer will kann sich sogar in ein Gästebuch eintragen und an der Wand hängen Zettel mit Botschaften an den Besitzer. Hab natürlich gleich eine von ein paar Münchnern entdeckt, war ja klar. Auf jeden Fall eine ganz witzige Idee in der Kategorie „Dinge, die keiner braucht, aber dennoch funktionieren.“

Puffins
Nach dem kleinen Zwischenstopp gelangen wir über eine Bergstraße nach Borgarfjörður, unserem eigentlichen Ziel. Denn hier soll es Puffins (Papageitaucher) geben, die im Frühjahr und Sommer brühten. Wir haben uns auf eine längere und im schlimmsten Fall vergebliche Suche eingestellt, denn uns wurde immer wieder gesagt, dass es schwer wird diese kleinen bunten Vögel ausfindig zu machen. Mit ein wenig Hoffnung folgen wir den Schildern zu einem kleinen Hafen, wo sie angeblich brühten. Die Anzahl der Puffins, die uns dort erwartet hat mal alles übertroffen und auch wie nah man an sie herankommt ohne sie aufzuschrecken. Unglaublich. So sind wir relativ schnell dem Fotografier-Wahn verfallen und haben einen nach dem anderen abgelichtet. Vollkommen berauscht von diesem Fund, machen wir uns wieder auf den Weg zurück auf die Ring Road. Man braucht übrigens gut eine Stunde von Egilsstaðir bis zur Bucht des Fjordes, das erklärt auch, warum hier nicht so viele Touristen landen, wie an anderen Orten. Ok, normalerweise nicht, denn wir kamen gleichzeitig mit einem Kreuzfahrtschiff von Hapag Loyd an, war ein bisschen ein blödes Timing. Denn sonst wäre wohl fast nichts los gewesen.

Puffins am Hafen von Borgarfjörður

Zurück auf der Ring Road fahren wir weiter Richtung Norden. Die Landschaft ist karg und nach all dem was wir bisher gesehen haben, unfassbar öde und einschläfernd. Es ist jetzt mittags, ca. 3 Uhr und uns bekommt so ein Müdigkeitsanfall, dass wir an einem Rastplatz anhalten müssen und erst mal ein Nickerchen machen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich wirklich NIE mittags schlafe. Aber in diesem Fall, hab ich mich tatsächlich einfach nur hinten auf die Rückbank im Bus fallen lassen und bin innerhalb weniger Minuten weggeratzt.
Wie wir kurze Zeit später rausfinden, hat dieser Power Nap nicht nur uns zu einer entspannteren Weiterreise verholfen. Wir kommen nur ein paar Kilometer weit, da entdecken wir am Straßenrand einen Fahrradfahrer, den wir vor unserem Nickerchen noch überholt hatten. Er steht allerdings neben seinem Bike und winkt. Kein gutes Zeichen. Wir halten an und fragen, was los ist. Sein Fahrrad ist kaputt, irgendwas ist am hinteren Kettenrad gebrochen und so geht fast nichts mehr. Vor allem Bergauf, ist es extrem mühsam, da er nicht mehr schalten kann. Wir nehmen ihn mit in den nächsten Ort. Seinen Namen hab ich vergessen, aber kommt aus Italien und hat in 4 Wochen die Insel umrundet, naja, zumindest fast. Insgesamt hat er schon eine längere Reise hinter sich: Er ist England geradelt und in Schottland und von Edinburgh ist er nach Island geflogen. Hat allerdings absolut kein Bock mehr auf die Insel und plant definitiv nicht wiederzukommen. Zu teuer, die Straßen zu schlecht und die Leute sind unfreundlich und nicht hilfsbereit. Er schließt uns aus, als er das sagt. Besser so, denn immerhin sitzt er gerade samt Rad hinten in unserem Bus. Wir können verstehen, warum er genervt ist. Zur Verteidigung der Isländer muss ich jedoch sagen, dass ich schwer davon ausgehe, dass er mehr Touristen als Isländer getroffen hat. Er meinte in Schottland haben die Leute angehalten und sich für ihn interessiert, hier rasen einfach nur alle vorbei und keiner (außer uns) hilft. Wenn man sich jedoch anschaut, wer auf der Ring Road so unterwegs ist, tja, dann sind das halt doch schon sehr viele Touristen, die vermutlich kein Interesse an anderen Touristen haben. Schon gar nicht an welchen mit kaputtem Fahrrad.
Zu den Isländern… ich würde sie nicht als unfreundlich beschreiben, aber eine gewisse nordische Distanziertheit, haben wir bei dem ein oder anderen auch beobachtet. Wirklich beurteilen kann ich es jedoch nicht, dafür waren wir viel zu kurz da.

Nachdem wir unseren italienischen Radl-Freund in Reykjahlíð abgesetzt hatten, fahren wir nochmal ein paar Kilometer zurück nach Hverir zu den Lavafeldern bei Námafjall. Leider befindet sich diese blubbernde, schwefelige Landschaft ziemlich nah am Mývatn See. Mývatn heißt übersetzt Mücken und genau diesem Namen wird der See auch gerecht. Wenn kein oder wenig Wind herrscht, dann kann man sich vor den Viechern kaum retten. Einziger Vorteil, es handelt sich nicht um Stechmücken. Dennoch sind sie unfassbar nervig und dementsprechend kurz, fällt unser Aufenthalt an den Lavafeldern aus. Einige andere Touristen haben sich mit Netzen über dem Gesicht ausgestattet, so wie man es vom australischen Outback kennt.

Godafoss
Da wir schon lange keinen Wasserfall mehr gesehen haben, wird es langsam mal wieder Zeit. So machen wir unterwegs noch am Godafoss halt. Auch diese Naturschönheit zählt zu den bekannteren unter Islands Wasserfällen.

Unterwegs kommen wir noch an Akureyri, Islands zweitgrößter Stadt, vorbei. Oder besser gesagt, wir fahren einmal kurz durch.

Von hier geht es noch nach Blönduós, wo wir dann auch ohne Abendessen tot müde ins Bett fallen. Waren auch einige Kilometer, die wir an diesem Tag wieder zurückgelegt haben.

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